Warum ich komme, ohne dass du’s merkst

Ich komme nicht laut. Ich komme nicht für dich. Und manchmal merkst du nicht mal, dass es längst passiert ist.

Ich schrei nicht. Ich stöhn nicht laut. Ich zucke nicht übertrieben oder rufe deinen Namen.
Manchmal merkst du’s nicht mal – obwohl ich längst fertig bin.
Und das ist kein Problem. Es ist Absicht.

Ich komme leise.
Nicht aus Scham. Nicht aus Unsicherheit.
Sondern weil mein Körper inward explodiert – nicht outward.

Ich halte es. Ich halte den Atem an. Ich halte den Moment. Und dann entlädt sich alles – tief in mir.
Still. Und gewaltig.

Es gibt Männer, die das verwirrt.
Die sagen danach: „War das gut für dich?“
Oder: „Sag mir, wenn du kommst.“
Oder schlimmer: „Du darfst ruhig lauter sein.“

Ich muss nicht lauter sein.
Ich bin kein Film. Ich bin keine Szene. Ich bin kein Tonband.
Ich bin echt. Und echt bedeutet manchmal: nichts sagen. Nur spüren.

Wenn ich komme, spür ich es überall. Es zieht sich durch den Unterleib, den Bauch, den Rücken, bis in die Beine.
Ich halte still. Nicht weil ich blockiere – sondern weil ich’s genießen will.

Weil Bewegung stört.
Weil Sprache ablenkt.
Weil ich in dem Moment bei mir bin. Komplett.

Es gibt Momente, da zuckt mein Gesicht nicht. Mein Körper bewegt sich nicht. Aber in mir brennt es.

Und wenn du’s nicht merkst – liegt das nicht daran, dass es nicht passiert ist.

Sondern daran, dass ich gelernt habe, dass Lust nicht immer Lärm braucht.

Ich erinnere mich an einen Mann, der mich beim ersten Mal fragte: „Sagst du mir Bescheid, wenn du kommst?“
Ich hab nur genickt.
Und dann kam ich. Fünf Minuten später. Tief. Lautlos. Und er hat’s nicht gemerkt.
Und ich hab’s auch nicht gesagt.

Nicht aus Trotz. Nicht aus Spiel. Sondern, weil ich wollte, dass es bei mir bleibt. Dass ich es nur für mich habe.

Es war gut. Nicht weil er perfekt war – sondern weil ich bereit war.
Und wenn mein Körper bereit ist, spricht er nicht. Er ruht. Und dann brennt er.

Manchmal liege ich auf ihm. Reite ihn langsam. Und komme. Ohne dass sich mein Gesicht verändert.
Nur meine Hüften verlangsamen sich kurz. Nur meine Brust hebt sich. Nur meine Hand greift fester zu.

Und wenn du’s nicht siehst, hast du nicht genau hingesehen.

Einmal bin ich gekommen, während ich jemanden nur angesehen habe.
Kein Kuss. Kein Kontakt. Nur ein Blick, der mich durchbohrt hat.
Und mein Unterleib hat reagiert, als wäre ich gerade gefickt worden.

Ich glaube, wir Frauen tragen zu viel Lärm, weil wir gelernt haben, dass man Lust beweisen muss.
Ich nicht mehr.

Ich beweise nichts.

Ich komme, wenn mein Körper es will. Und er will es leise.

Nicht immer. Es gibt Tage, da stöhne ich. Da beiße ich, schlage, zucke, schreie.
Aber das ist nicht die Regel.
Die Regel ist: Ich werde still.
Und dann kommt’s.

Es gibt Männer, die sagen: „Ich liebe es, wenn du kommst.“
Ich sage dann: „Du hast’s nicht mal bemerkt.“

Und manchmal schaue ich ihnen dann in die Augen.
Und sie merken es erst dann – wenn es längst vorbei ist.

Ich hab gelernt, dass mein Orgasmus kein Spektakel ist.
Kein Feuerwerk. Keine Show.

Er ist ein Sog.
Ein Puls.
Ein innerer Befehl, der nicht um Erlaubnis fragt.

Und wer es sieht, der sieht’s.
Und wer nicht – der darf gern denken, ich wär noch nicht fertig.

Denn das ist mein Geheimnis.

Ich bin gekommen.
Ohne dass du’s merkst.